SPROUTBAU - HAUS


Raumnutzungskonzept - - Grundriss - - Fotos

In den 1970er Jahren wurde Tenever als eines der letzten Opfer der Charta von Athen nach dem Prinzip der Funktionstrennung gebaut. Die Leitlinie der klassischen Moderne sahen für den Städtebau die räumliche Trennung von Wohnen, Arbeiten, Lernen und Einkaufen vor. Das verbindende Element zwischen diesen Funktionen stellten die Verkehrsadern dar, die den Bewohner der Stadt bequem in seinem Automobil zu seinem jeweiligen Ziel führten. Die Erholungsphase fand im Idealfall in unmittelbarer Wohnumgebung statt. Allerdings wurde schon zur Zeit des Baus vielfach bemängelt, dass die natürliche Urbanität der historisch gewachsenen europäischen Stadt in den Trabantenstädten verloren geht und die BewohnerInnen infolge der starren Strukturen vereinsamen.



Das Prinzip der Funktionstrennung wird im Sproutbau aufgenommen und interpretiert bzw. persifliert: die Funktionen werden voneinander getrennt, finden jedoch innerhalb eines Wohnblocks statt. Zwei der Häuser (Neuwieder 46 und 50) werden zum Wohnbereich für die temporären Einwohner des Sproutbaus, während sie der Arbeit, Kommunikation und Freizeit in den Häusern der Neuwiederstraße 48 (Werkhaus) und 52 (Kommunikationszentrale) nachgehen. Diese beiden Häuser verfügen auch über Laubengänge, die eine lockere Kommunikation und Einblicke in die laufenden Prozesse erlauben. Die Versorgungseinrichtungen sind hingegen im Erdgeschossbereich des gesamten Blocks vorgesehen, zusammen mit den Freiflächen um den Sproutbau bieten sie sich als zentraler Raum an, in dem gemeinsam gegessen und ausgespannt werden kann. Für die Freizeitgestaltung sind aber auch die Dachanlagen und Dachwohnungen geeignet, die, über Durchbrüche miteinander verbunden, auch neue Wegeverbindungen bieten. Der Sproutbau schafft so den Spagat zwischen der verworfenen Trabantenstadt und der zeitgenössischen „Stadt der kurzen Wege“ und zeigt modellhaft auf, dass die radikale Umdeutung von Großwohnsiedlungen möglich und sinnvoll ist.

AAA

Mitglied im TEAM N.